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Rheinpfalz 22.07.20 Der Traum lebt weiter

Der Traum lebt weiter

Ende Juli wären Voltigiererin Paula Decker (15) und Schwimmer Peter Rudolph (19) nach Tokio gereist. Beide hatten ein Ticket für das Olympische Jugendlager. Das ist nun wegen der Corona- Pandemie abgesagt, wie die Olympischen Spiele auch. Trotzdem bleiben beide am Zug.

Speyer. Decker, seit fünf Jahren beim Reit- und Fahrverein Schwegenheim in der Voltigiergruppe aktiv und erfolgreich, bekam Ende März die Absage schriftlich. Für sie wie Rudolph kam das nicht überraschend. Die Diskussion und letztendlich die Entscheidung zur Verschiebung von Olympia ließ die Absage des Jugendlagers vermuten. „Ich war sehr traurig“, gibt Decker zu. Sehr enttäuscht war auch Rudolph. Für ihn indessen war die Tragweite der Entscheidung nicht zu belastend. „Ich selbst war lediglich als Teilnehmer des Jugendlagers und nicht als aktiver Wettkämpfer vorgesehen. Für die Athleten muss die Absage viel schlimmer gewesen sein“, erklärt der Leistungssportler, kurz vor dem Lockdown noch zum Speyerer Sportler des Jahres gekürt. Dennoch: Rudolph freute sich auf die Reise nach Tokio. „Für jeden Sportler ist es ein Traum, olympische Wettkämpfe live mitzuerleben, auch wenn es als Zuschauer ist“, betont der diesjährige Abiturient des Speyerer Hans-Purrmann-Gymnasiums. Vor allem auf die eine oder andere Schwimmveranstaltung hoffte er. Vorbereitungen laufenDeckers intensive, persönliche Vorbereitungen liefen bereits: „Ich habe mich mit dem Land und den Olympischen Spielen auseinandergesetzt, mir Fragen für ein Treffen mit der japanischen Gruppe überlegt und angefangen, ein bisschen japanisch zu lernen“, verrät sie. Erfahrungswerte einer Teilnehmerin von Rio vor vier Jahren holte sie ebenfalls ein. Während Rudolph aufgrund eines abgesagten Vorbereitungstreffens noch nichts Konkretes über den geplanten Ablauf vor Ort wusste, bekam Decker bereits über den Besuch bestimmter Wettkämpfe Bescheid: „Am meisten habe ich mich auf das Turmspringen gefreut.“ Vieles war aber auch bei ihr noch offen. „Peter Conrad, der Organisator, sagte, dass sich einiges auch erst vor Ort ergibt“, berichtete die Voltigiererin, die in Mechtersheim wohnt. Training ausgefallenNicht nur die Absage von Olympia sowie dem Jugendlager bedeuteten für Decker und Rudolph einen Einschnitt in die sportliche Planung. Die gewohnten Trainingsphasen fielen über Wochen flach. Workouts, um den Körper fit zu halten, bestimmten bei beiden stattdessen die Tagesordnung. „Mein Schwimmtrainer hat sich viele Gedanken gemacht und uns einen Trainings- und Fitnessplan für zuhause erstellt“, lenkt Rudolph ein: „Außerdem habe ich längere Fahrradtouren unternommen, um meine Ausdauer zu verbessern.“ Mitte Mai kehrte Decker wieder auf das Pferd zurück – alleine. „Es wird noch eine Weile dauern, bis es normal läuft, da wir momentan Abstand halten müssen und somit keine Hilfestellungen geben dürfen“, erklärte sie damals. Rudolph wusste: „Das Training wird ein anderes sein. Aber wir werden sicher alle unser Bestes geben, da wir so schnell als möglich wieder ins Wasser wollen.“ Zweite ChanceBeide Aktiven hoffen auf eine zweite Chance im kommenden Jahr. „Es ist einfach eine tolle Sache, so etwas erleben zu dürfen“, ist Decker, die die Pfalz vertreten hätte, sicher. Rudolph hofft darauf, dass ein verlässlicher Impfstoff gegen das Coronavirus gefunden wird und bleibt optimistisch, auch wenn er zeitlich aufgrund des bevorstehenden Studiums nicht mehr so flexibel sein wird. „Aber ich werde alles daran setzen, 2021 in Tokio dabei zu sein“, versichert er im Gespräch mit der RHEINPFALZ. Verständnis für die Absage 2020 haben Rudolph und Decker allemal.

Mit kühlem Nass wieder warm werden

Tempo machen war für die Leistungsträger des Wassersportvereins (WSV) Speyer vor Corona kein Problem. Nach wochenlanger Pause müssen sie sich jetzt erst wieder daran gewöhnen – mit Disziplin und ohne Pipi-Pause.

Von Susanne Kühner

Speyer. Die erlösende Nachricht kam nach der letzten Aufsichtsratssitzung der Stadtwerke am 22. Juni: Der WSV darf den Freibadbereich des Bademaxx wieder zum Training nutzen. Die Vorgaben: Einlass nach dem Ende des offiziellen Betriebs nur zwischen 19.45 und 19.55 Uhr, 45 Minuten Schwimmen, direkt nach Hause. Die Sportliche Leiterin Annette Dinies atmet nach den ersten Einheiten im Gespräch mit der RHEINPFALZ ein wenig auf: „Es funktioniert. Ich bin echt platt.“ Corona, das stellt sie fest, erzog die Aktiven zur Disziplin. Die Badekleidung tragen die Sportler bereits bei der Ankunft unter den Alltagsklamotten. „Wir hängen den Trainingsplan hin. Jeder wirft einen Blick darauf, läuft an seine Bahn und schwimmt los“, fasst Dinies den Ablauf zusammen. Die zeitliche Begrenzung ist zwar Erleichterung, macht aber vieles nicht möglich. Wer nicht in einer Wettkampfmannschaft ist, ist zurzeit nämlich nach wie vor nicht am Zug. Vollkommen ausgelastet ist die Trainingszeit mit den rund 50 Jugendlichen, 25 Masters und zwölf Synchronschwimmerinnen, die sich in den Becken abwechseln. „Wir dürfen zu zwölft auf eine 25-Meter-Bahn“, macht Dinies deutlich, wie eingeschränkt der Betrieb ist. Für gut 250 Nicht-Wettkämpfer bedeutet das eben weiter ausharren. Dass das letzte Training eine lange Weile her ist, sei nicht zu übersehen gewesen, bestätigt die Verantwortliche. „Eine dreiviertel Stunde hat allen erst mal gereicht“, berichtet sie von der mittlerweile ungewohnten Belastung. Bewegungsabläufe, wie die richtige Koordination von Armen und Beinen, hätten erst wieder optimiert werden müssen. „Abgesehen davon mussten sich alle erst wieder an das Wassergefühl gewöhnen“, betont Dinies.

Karlsruhe first Zwar hielten sich die meisten in den vergangenen Wochen alternativ sportlich fit – beim Joggen oder mit Krafttraining. Doch das Schwimmen sei nicht möglich gewesen. „Selbst die Seen sind ja gesperrt worden“, meint Dinies. Sie selbst begann in Karlsruhe bereits vor einiger Zeit wieder, Bahnen zu ziehen. Das Schwimmbad dort machte bereits vor dem Bademaxx auf. Dass die Einrichtung nun nachgezogen ist, freut alle Beteiligten. „Alle waren happy, dass sie wieder ins Wasser durften“, verrät die Sportliche Leiterin. Bis zum September soll die aktuelle Regelung gelten. So lange öffnet das Freibad. Danach beginnen neue Verhandlungen. An Wettkämpfe denkt im Südwesten laut Dinies noch niemand. Angesichts des reduzierten Trainings von sieben auf zweieinviertel Stunden in der Woche dürfte das den Aktiven noch entgegenkommen.